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Das richtige Futter ist wichtig für die Entwicklung, die Gesundheit und vor allem für das seelische Wohlbefinden.
Ernährung der Kaninchen in der Liebhaberhaltung

Viele Kräuter von Wildwiesen aus der Umgebung und dem eigenen Garten sind immer noch das Liebste unserer Mümmelnasen. Dafür lassen sie alles andere liegen.


Kaninchen sind von Natur aus ausschließlich Kräuter- und Laubfresser und brauchen diese Form der Nahrung vor allem auch für ihre Psyche und ihr Wohlbefinden. Fressen ist für Kaninchen einfach die schönste und sinnvollste Beschäftigung und ihr Lebenszweck.
Für ein glückliches Kaninchenleben sind aus meiner Erfahrung zwei Dinge entscheidend: ein ausreichend großer, sauberer Stall mit der Möglichkeit zu täglichem Freilauf sowie die richtige Ernährung. Unsere Tiere werden morgens immer mit frischem Gras oder Gemüse und Gemüsegrün bzw. Gemüseschälern auch dank der Unterstützung der Nachbarn gefüttert und abends mit einer kleinen Hand voll Grünfutterpellets von JR Grainless Health Complete und Schröers oder der Futtermischungen von Grünhopper sowie frischen Laubzweigen und im Winter auch Kiefernästen. Im Winter gibt es statt der Blätter zusätzlich 1/4 Apfel vom Baum. Heu und Wasser stehen rund um die Uhr zur Verfügung sowie natürlich täglich frisches Wiesengrün von der Weide. So bleiben unsere Kaninchen bewegungsfreudig und fit.
Hier eine Auswahl der Gemüse, die unsere Kaninchen vor allem im Winter angeboten bekommem, wenn kaum frisches Wiesengrün zur Verfügung steht, und die auch unsere Jungtiere von Anfang an mit probieren dürfen:
Möhren und Möhrenkraut
Kohlrabi und Kohlrabiblätter
Salat (später auch Eisbergsalat)
Blattspinat
Weißkohl (die Kaninchen nehmen aber von selbst nicht zu viel davon auf)
Grünkohl
Gurke
Paprika
Brokkoli
Blumenkohl
Chicoree
Fenchel
Sellerie
Mairübchen und Blätter
Rosenkohl (wird nicht gern gefressen)
Stangensellerie (wird nicht gern gefressen)
Rote Rüben (werden nicht gern gefressen)
Lauch (wird nicht gern gefressen)
Auf einigen Ratgeberseiten zur Kaninchenernährung kann man lesen, dass von sogenannten Futterpellets, wie wir sie in geringen Mengen verwenden (siehe Bilder rechts), völlig abzuraten ist. Diese Meinung teile ich nicht. Wird ein Kaninchen ausschließlich von Trockenfutter ernährt, was aus meiner Sicht generell problematisch ist, dann sollte man natürlich keines Falls nur solche Pellets füttern! Werden die Tiere aber wie in unserem Fall mit sehr viel Grün ernährt, dann schadet eine kleine Hand voll Pellets überhaupt nicht. Im Gegenteil bringen Pellets im Zusammenspiel mit artgerechtem Grünfutter sehr viele Vorteile:
1) gut portionierbar, sauber und stets zur Verfügung
2) kein selektives Fressen, wo sich nur die kalorienreichen Leckerlies rausgepickt werden (Müslimischungen)
3) kein Verlust der teuren Nahrung durch Vermischen mit der Einstreu und dann der Entsorgung auf dem Kompost
4) sinnvoll zur Unterstützung der Häsin in der Aufzuchtphase der Jungtiere durch energiereicheres Kraftfutter
5) auch von einer Urlaubsbetreuung einfach zu verfüttern
Auch wenn die sogenannten kleinen, heißgepressten Pellets von manchen Kaninchenratgeberseiten als besonders bedenkliche Kaninchennahrung eingestuft werden, verfüttern wir sie bis zu einem EL täglich pro Tier. Wir wissen, dass die Kaninchen diese Nahrung nicht brauchen, aber dass sie sie sehhhhr gern mögen, weil sie eben energiereicher als Gras ist. Wir denken Kaninchen sind auch nur Menschen; wir wissen nicht wie Sie das sehen, aber wir finden Spaghetti Bolognese oder deftige Aufläufe hin und wieder unserem allgemeinen Wohlbefinden und der Stimmung in unserer Familie generell zuträglicher als nur Hirse, Linsen, Sprossen und Salate. Auch ein Bier oder Wein zum Genuss können doch die Lebensfreude ungemein steigern. Ich persönlich bin der Auffassung, dass diese kleinen Pellets eben genau sowas für meine Kaninchen sind. Die Menge macht das Gift. In Rassekaninchenzuchten werden diese Pellets seit vielen Jahrzehnten erfolgreich in Kombination mit Heu und Wiesengrün eingesetzt, weil leckeres und abwechslungsreiches Gemüse in der Haltung von 30 Zuchttieren einfach viel zu teuer wäre und ernährungsphysiologisch auch nicht artgerecht. In der Natur ernähren sich Kaninchen auch keineswegs von Gemüse. Gemüse ist demzufolge in gewisser Hinsicht auch keine artgerechte Kaninchennahrung. Wir verfüttern morgens nur deshalbein wenig Gemüse, weil im Winter und Hochsommer zu wenig Gras im Freigehege wächst und es den Kaninchen Freude und Abwechslung bringt. Auch wir Menschen greifen gern einmal auf Fertigprodukte (Frühstücksflocken, TK Pizza usw.) zurück wohl wissend, dass es nicht so gesund wie Bio-Gemüseauflauf aus regionalem Anbau ist, dafür aber praktisch, günstig und sättigend. Die oft im Internet zur Schau gestellten riesigen Salatteller, welche den Kaninchen dort ad libitum zur Verfügung gestellt werden, regen mich angesichts der Qualität des Schulessens unserer Kinder und der Hungersnot vieler Menschen überall auf der Welt tatsächlich ein bisschen auf.
Viele Leute fragen mich, ob man denn noch ein Stück hartes Brot oder Haferflocken, so wie früher verfüttern kann? Natürlich kann man das, ihr Kaninchen wird es lieben, so wie Kinder Schokolade und Gummibärchen lieben. Gesund ist es nicht. Meine Kaninchen bekommen so etwas nur als ganz große Ausnahme an besonders frostigen dunklen Wintertagen, an denen Sie nur wenige Stunden im Auslauf waren. Wir reden von ca. 5-6 Mal im Jahr. Als Leckerli belohne ich die Kaninchen mit getrocknetem Obst. Von Getreide nehmen die Tiere sehr schnell zu und verfetten. Da es sich bei Mini Lops nicht um Mastkaninchen sondern um Liebhabertiere handelt, sollte die Ernährung natürlich vordergründig gesund und nicht energiereich sein.
Manche Leute haben Angst, ihren Kaninchen einen saftigen Löwenzahn von einem Grünstreifen neben einer viel befahrenen Straße anzubieten. Dazu besteht nach unserer Erfahrung kein Grund. Auch die Äcker von denen wir den Salat essen, wurden mit Gülle gedüngt und Pestiziden gespritzt. Ihr Kaninchen wird jede Löwenzahnrosette irgendeinem Gemüse vorziehen. Also springen Sie über Ihren Schatten und gehen Sie los und sammeln Sie Ihren Lieblingen ein paar Blätter und Gräser. Wie andere Leute mit dem Hund Gassi gehen, so mache ich abends meine Sammelrunde je dahin, wo gerade das Leckerste wächst und außerdem schaffe ich so noch meine 10.000 Schritte täglich. Manche Ratgeberseiten warnen davor, Grünfutter aus der Natur zu sammeln und zu verfüttern, da es durch Wildkaninchenausscheidungen mit Krankheitskeimen verseucht sein könnte. Ja, wenn man versucht, seine Kaninchen keimfrei zu halten und alle Krankheitserreger ständig durch Medikamente bekämpft, dann ist es nicht ratsam, Erreger durch natürliches Grünfutter einzuschleppen. Wenn man wie wir auf chemische Bekämpfung von Krankheitserregern verzichtet und statt dessen versucht, das Immunsystem der Kaninchen auf natürliche Weise zu stärken und eine gewisse Keimbelastung, die die Kaninchen nicht krank macht, zu tolerieren, dann kann man bedenkenlos auch Kräuter in der Natur sammeln. Sie müssen die Pflanzen nach unserer Erfahrung auch nicht vorher bestimmen. Kaninchen wissen selbst, was für sie nicht genießbar ist. Deshalb beim Sammeln immer auf eine gute Mischung achten und Sie sehen schnell, was die Kaninchen mögen und was sie einfach liegen lassen. Selbst Jungtiere selektieren schon wie alte Profis. Also Sie brauchen wirklich keine Bedenken haben.
Zum Schluss noch ein Wort zu der auf einigen großen Kaninchenratgeberseiten empfohlenen Ad Libitum Ernährungsform, die dem Halter nahelegt, alle wichtigen Futterkomponenten (Heu, faserreiche Trockenfutter, Gemüse, Laubzweige und Kräuter) dem Kaninchen zeitgleich rund um die Uhr zur ständig verfügbaren, freien Auswahl anzubieten. Halter wie wir, die prinzipiell 2x taglich füttern, werden dabei sehr schnell wenig differenzierend zum Sich-Schämen in die Ecke geschickt, weil unsere armen Kaninchen manchmal ja gar nicht mehr wählen könnten und sich dann, wenn sie von uns einmal Futter bekommen, den Magen überladen und viel zu gierig schlingen würden. Das ist so zumindest bei unserer 2x täglichen Fütterung nicht korrekt. Wir füttern jeweils zusätzlich zum Heu ad libitum immer eine so große Menge Frischkost, dass die Kaninchen den Großteil der Zeit davon auch immer noch etwas zu Verfügung haben. Jegliche Müslis, auch die von Grünhopper, werden bei uns wegen ihrer Kraftfutterkomponenten allerdings prinzipiell sehr sparsam gefüttert und rationiert. Die Kaninchen fressen sich immer am Grünfutter und Heu satt und haben bis zur nächsten Fütterung zusätzlich zum Heu immer noch mindestens ein anderes Futter im Stall oder auf der Weide zur Verfügung (getrocknete Kräuter, Gras, Laubzweige und meist sogar noch etwas Gemüse). Wenn ein Halter seine Tiere gut kennt, dann ergibt sich auch bei 2x täglicher Fütterung für ein Kaninchen ein ad libitum aus gesunden Nahrungskomponenten!
Eine Liste unserer zusätzlich zum Grünfutter eingesetzten Futtermittel finden Sie im Untermenu zur Haltung. Wir machen für diese Hersteller nur Werbung in eigener Sache und beziehen daraus keinerlei Provision.
Die Suche nach geeigneten Heusorten stellte sich dabei für uns bislang als die größte Herausforderung dar. Es gibt Heu, durchaus auch hochpreisige Sorten, die von den Kaninchen einfach nicht gefressen werden. Das richtige Heu aus welchem Schnitt und welchen Komponeneten ist eine Wissenschaft für sich. Bei uns zumindest gilt aber immer noch: Probieren geht über Studieren. Dabei sollte man sich nicht unbedingtauf Empfehlungen verlassen. Am besten sie kaufen zunächst kleine Probepackungen und testen selbst, wie sich das Heu anfühlt, riecht und natürlich ob es den Tieren schmeckt.
Bitte lesen Sie zur Besonderheit der Ernährung von Kaninchen auch unseren Beitrag über die Ernährungsphysiologie von Kaninchen siehe Das Wildkaninchen im Untermenu zur Rassebeschreibung.