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Mini Lop - Rassebeschreibung

Best in Show
Hier links im Bild ein Best in Show Mini Lop, also ein Tier, das in England bei einem Wettbewerb den höchsten Preis bekommen hat, den man bekommen kann - nämlich nicht nur das schönste Tier seiner Rasse zu sein, sondern das schönste Tier aller ausgestellten Kaninchen zu sein. Dieser Mini Lop stammt von Daren Morris und die englischen Züchter vom Tarax Stud waren so freundlich, uns dieses private Foto für unsere Homepage zur Verfügung zu stellen. Nicht alle Mini Lop müssen und können so aussehen, auch die Tiere aus britischen Vereinszuchten nicht. Dieses Foto vom angestrebten Ideal ist für manchen Laien hilfreich, wenn es darum geht, sich ein Bild von einem Mini Lop zu machen.
Für alle die nicht gern lange Texte lesen, gibt es hier oben die Kernaussagen. All jene, die diese Aussagen verstehen wollen, müssten bitte auch das Kleingedruckte darunter lesen.
Mini Lop sind keine eigene Rasse sondern nur der englische Begriff für Zwergwidderkaninchen.
Als Rassekaninchen oder reinrassige Tiere werden nur Tiere bezeichnet, die aus einer Vereinszucht stammen und deren Züchter seine Tiere regelmäßig auf Ausstellungen präsentiert. Mini Lop unterscheiden sich im Hobbyzuchtbereich kaum bis gar nicht von allen anderen Zwergwiddern, d. h. Mini Lop sind nur selten kleiner als andere Zwergwidder. Auch Mini Lop wiegen ausgewachsen oft mehr als 1,65 kg und brauchen genauso viel Platz wie jedes andere Zwergkaninchen. Mini Lop sind vom Wesen prinzipiell genauso wenig Kuscheltiere wie andere Kaninchen.
Rassemerkmale und Mini Lop Typ
Mini Lop ist die englische Bezeichnung für kleines Hängeohr.. Mini Lop bedeutet also nichts anderes als Zwergwidder.
Gehören die Mini Lop Kaninchen zu den Zwergwiddern?
Ja, sowohl die englischen Mini Lop, als auch die deutschen Zwergwidder und holländischen NHD gehören zur gleichen Rasse ZWERGWIDDERKANINCHEN. Zwergwidderkaninchen, egal in welchem Land sie gezüchtet und auf Rassekaninchenschauen ausgestellt werden, sollen alle einheitlich folgende Merkmale zeigen:
1. Sie sehen kräftig und stämmig aus und damit von der Körperform niemals grazil wie ein Wildkaninchen
2. Sie haben kurze, dicke Beine und auch der Rumpf ist kürzer.
3. Sie zeigen kaum sichtbaren Hals
4. Sie tragen ihre Ohren links und rechts am Kopf herabhängend (Behang). Die Ohren sollen wie der ganze Körper kräftig, breit und fest sein, nicht dünn und faltig.
5. Der Kopf ist breit bis zur Nase und zeigt eine gute Wölbung der Stirnpartie
6. Sie wiegen etwas weniger als ein Wildkaninchen (bis ca. 2kg).
Damit ist die einheitliche Rasse Zwergwidder in allen Ländern eine Rasse, die sich vom Typ her sehr deutlich von der ursprünglichen und natürlichen Körperform des Wildkaninchens unterscheidet. Das heißt, die Zucht dieser Rasse gelingt nur durch gezielte Zuchtprogramme. Bei der einfachen Vermehrung von Zwergwiddern werden sich die Nachwuchstiere nach und nach vom Typ her wieder den Wildkaninchen anpassen, das heißt sie werden graziler, länger mit einem schmaleren Kopf und stehenden Ohren. Deshalb zeigen häufig nicht alle Zwergwidderkaninchen aus dem Hobbyzuchtbereich die oben genannten Merkmale in starker Ausprägung
Spricht man in Deutschland von einem Mini Lop, so ist ein Zwergwidder gemeint, der sich vom äußeren Erscheinungsbild am britischen also UK-Zwergwidder-Rassestandard orientiert. Der Rassestandard gibt vor, wie ein Rassekaninchen einer bestimmten Rasse auszusehen hat, um bei einer Tierschau erfolgreich abzuschneiden.
In den einzelnen Ländern unterscheidet sich der Rassestandard für Zwergwidder (das heißt das Zuchtziel für im Verein organisierte Rassekaninchenzüchter) unabhängig der oben genannten Punkte aber trotzdem in einigen kleinen Details. In den USA zum Beispiel ähnelt der Mini Lop vom Typ her eher dem deutschen Kleinwidder, der liegend mit dem Kopf weit unten präsentiert wird. Es wird ein sehr massig aussehender Typ gefordert und die Rammler dürfen bis zu 3kg wiegen. In England wird ein viel kleinerer und runder erscheinender Typ als Mini Lop bezeichnet, der meist auf den Hinterbeinen aufrecht sitzend gezeigt wird. Auch in den USA züchtet man diese noch kleineren Widder, die dann als Holland Lop bezeichnet werden und dort noch aufrechter sitzen als im englischen Standard gewünscht.
Viele Hobbyzüchter und so auch wir finden rein optisch die vom Britischen Rassekaninchenverband angestrebte Optik eines Zwergwidders etwas hübscher als den vom Deutschen Zentralverband für Rassekaninchenzüchter angestrebten Standard. Da Hobbyzüchter anders als Rassezüchter keine Preise im sportlichen Vergleich mit ihren Tieren gewinnen wollen, sondern Kaninchen für den Tierliebhaber züchten, können sie natürlich rein optisch so züchten, wie es ihnen persönlich und den Liebhabern am besten gefällt.
Worin unterscheidet sich nun ein Mini Lop also Zwergwidder nach britischem Standard eigentlich genau vom Zwergwidder nach deutschem Standard?
1. In der Zucht von Mini Lop wird zusätzlich mit dem Zwergengen gezüchtet, welches es ermöglicht, dass ein Kaninchen, das eine Kopie dieses Gens trägt, noch etwas kleiner und kürzer wird als ein normales Zwergwidderkaninchen. Das heißt Mini Lop können kleiner sein als deutsche Zwergwidder, sind es aber nicht notwendigerweise. (Siehe dazu Größe von Mini Lops)
2. Beim Mini Lop sollen die Ohren im Verhältnis zum Kopf etwas kürzer sein als beim deutschen Zwergwidder.
3. Der Mini Lop soll vom Rumpf noch kürzer sein als der deutsche Zwergwidder.
4. Der Mini Lop soll im Verhältnis zum kürzeren Rumpf einen größeren, kürzeren und damit runderen Kopf haben, bei dem die Augen ganz weit auseinander stehen.
5. Der Mini Lop soll etwas größere und rundere Augen haben.
6. Der Mini Lop steht anders. Wegen des kürzeren Rumpfes sitzen Mini Lop aufrecht bei der Präsentation, wohingegen deutsche Zwergwidder eher auf den Vorderbeinen liegen. Das ist nicht nur eine Frage der Pose, sondern auch der Verhältnisse der Körperteile, die beim Mini Lop eben leicht anders sind.
(Die Betonung liegt hier ganz klar auf dem Wort s o l l. Es ist ein angestrebtes Ideal!)
Prinzipiell kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass der Mini Lop mehr auf das Kindchenschema gezüchtet wird und demzufolge auch im Erwachsenenalter noch etwas „niedlicher“ aussehen soll als ein Zwergwidder nach deutschem Standard. Da nun Niedlichkeit häufig ein wichtiges Kriterium für Liebhabertiere ist, orientieren sich viele Hobbyzüchter praktischerweise eher am britischen Rassestandard für Zwergwidder und züchten auch lieber mit Importen aus UK, weil diese halt dem Mini Lop Typ häufig mehr entsprechen als deutsche Zwergwidder.
Die Zucht von Mini Lop wie sie der britische Standard fordert, ist ein Leistungssport. In einer Liebhaberzucht kann der britische Standard eigentlich nie in allen Kriterien erreicht werden. (Gründe dafür siehe Untermenu zu Über Uns – Linienzucht)
Es ist schlicht und ergreifend falsch wenn irgendwo zu lesen ist, dass ein Mini Lop zwischen 1150 und 1650 g wiegt. Diese Gewichtsangabe stellt keine Ist-Größe dar, sondern ist vielmehr eine Normgröße, ein gewünschter Standard, dem Ausstellungstiere im Leistungssport Rassekaninchenzucht entsprechen sollen.

Im Vergleich dazu hier ein traumhaft schöner prämierter Zwergwidder nach Deutschem Standard. Siegertier auf der Bundesvergleichswidderschau 2021 in Neuenkirchen. Gewicht ebenfalls 1,6 kg. Ohren sind im deutschen Standard etwas länger und das Gesicht meist sehr typvoll aber nicht ganz so "niedlich".

Sehr typvoller Mini Lop Zuchtrammler in Isabell nach Englischem Standard - nah dran am Ideal. Ein Rassekaninchen aus der Zucht von Daren Morris (UK Import, beringt)
Mini Lop Rassekaninchen und ML Liebhabertiere
Was sind reinrassige Mini Lop?
Mini Lop in Deutschland sind keine eigene, anerkannte Rasse, sondern lediglich Liebhaberkaninchen von kleinem Wuchs mit Hängeohren.
So sitzen in meinen Gehegen auch keine reinrassigen Mini Lop, da ich weder dem Britischen noch dem Amerikanischen Verband der Rasse-Kaninchenzüchter angehöre und meine Zuchttiere nicht von qualifizierten Preisrichtern bewerten lasse.
Als Rassekaninchen oder reinrassiges Tier werden eigentlich Kaninchen bezeichnet, welche aus einer von einem Verband für Rasse-Kaninchenzüchter anerkannten Zucht mit entsprechender Tätowierung beziehungsweise im Fall von Importtieren aus Großbritannien einer Beringung stammen und welche auf einer Ausstellung von einem Preisrichter ein Prädikat bekommen haben. Laut dieser Definition sind meine Tiere keine Rassekaninchen. (Auch ein sogenannter Stammbaum, in dem alle Elterntiere als Mini Lop ausgewiesen sind, macht ein Kaninchen in Deutschland nicht zu einem reinrassigen Mini Lop, sondern nur zu einem Liebhabertier, dessen Eltern Sie kennen!)
Selbst ein aus Großbritannien importierter Mini Lop ohne Fußring ist kein reinrassiger Mini Lop, da es zum Einen auch in GB jede Menge Hobbyzüchter gibt und zum Anderen weil es auch in einer Rassekaninchenzucht vorkommt, dass ein Tier nicht beringt wird, weil es nicht aus einer Linienzuchtverpaarung stammt sondern aus einem Testwurf oder weil es eben nicht typvoll genug ist. Auch ein beringter Mini Lop (BRC Standard] ist nicht automatisch ein Rassekaninchen, weil jeder, der will, für einen kleinen Jahresbeitrag Mitglied im British Rabbit Council werden kann und dadurch seine Tiere beringen darf, ohne dass eine Qualitätskontrolle damit verbunden ist. BRC Standard wird für mich nur dann erreicht, wenn die Tiere auf einer Ausstellung ein Prädikat bekommen haben. Genau in eben dieser Kontrolle durch ausgebildete Preisrichter liegt ja gerade der Sinn der Rassezucht. Ein Tier zu beringen ohne die Absicht es auszustellen, ist wie einem Pferd eine Startnummer anzuheften und es als Rennpferd zu verkaufen, ohne dass es jemals ein Rennen gelaufen ist.
Ich halte und züchte Liebhabertiere, die im Idealfall dem englischen Mini Lop bzw. dem Amerikanischen Holland Lop nahe kommen sollen und für die ich Liebhaber begeistern kann.
Da der Miniature Lop in Deutschland keine anerkannte Rasse ist und es keine Preisrichter gibt, die Stärken und Schwächen der Tiere und damit einer Zuchtlinie bewerten, liegen der Wert und die Schönheit dieser Tiere allein in den Augen des Betrachters.
Mini Lops aus einer verantwortungsvollen Liebhaberzucht sind per se nicht automatisch schlechter als Tiere aus einer im Verein organisierten Rassekaninchenzucht, aber die Anzahl der Tiere die vom Rassestandard bzw. dem Ideal abweicht, wird in einer kleinen Hobbyzucht immer höher sein. Deshalb rümpfen Vereinszüchter von Rassekaninchen auch gern mal die Nase über die aus ihrer Sicht dilettantisch vor sich hinzüchtenden Hobbyzüchter. Ich kann das bis zu einem gewissen Grad auch verstehen. Man muss wissen, dass es sich in der Zucht von Liebhabertieren eigentlich um ein anderes Hobby handelt. Für Hobbyzüchter steht die Haltung und Freude an einer kleiner Kaninchengruppe im Vordergrund und wir geben gesunden Nachwuchs ab, solange es dafür eine Nachfrage gibt. Nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es können und weil der Austausch mit anderen Kaninchenfreunden und solchen, die es werden wollen, sehr schön sein kann. Ein Züchter von Rassekaninchen in einer Vereinszucht möchte möglichst viele Punkte auf der Schau mit seinen Tieren erreichen und muss folglich die Prioritäten in Haltung und Zucht ganz anders setzen. Ein Rassezüchter wird nie ganz kleine Jungtiere abgeben, weil er erst zu einem viel späteren Zeitpunkt in der Entwicklung des Kaninchens beurteilen kann, ob dieses Tier Potential zum Champion seiner Rasse oder zur Zucht hat. Ein finanzieller Gewinn kann mit beiden Formen der Kaninchenhaltung nicht erzielt werden. Es bleibt in jedem Fall ein Hobby.
Mini Lop Größe und Gewicht
Sind alle Mini Lop echte Miniwidder, also kleiner als die Zwergwidder hierzulande?
In Deutschland erfreut sich der Mini Lop, das heißt ein Zwergwidder nach englischem Standard, nicht zuletzt deshalb so großer Beliebtheit, weil er vermeintlich kleiner ist als sein deutscher Verwandter. Dies stimmt nur zum Teil. Der durchschnittliche Mini Lop ist meist genauso schwer wie ein deutsches Zwergwidderkaninchen also ca. 1,5 kg bis 2kg. Nur weil der britische Standard ein geringeres Gewicht fordert als der deutsche Standard, sind englische Zwergwidder nicht automatisch kleiner. Englische Züchter haben es einfach nur schwerer, Zwergwidder zu züchten, die diese strenge Vorgabe der Preisrichter einhalten können. Wenn Sie also im Internet lesen, dass ein Mini Lop zwischen 1,15 und 1,65 kg wiegt, ist es einfach falsch. Das wäre so, als ob ich sagen würde, jede Frau ist zwischen 1,75m und 1,85m groß und wiegt dabei zwischen 62 kg und 72 kg nur weil das die Kriterien sind, um als Model zu arbeiten. Models verkörpern keineswegs die Maße einer durchschnittlichen Frau, sondern sind ein willkürlich festgelegtes Schönheitsideal. Wir Züchter von Mini Lop streben dieses Ideal an (bei den Kaninchen wohlgemerkt), erreichen es aber nicht bei jedem Nachwuchskaninchen. Mir persönlich ist es wichtiger, den Typ des Mini Lop Zwergwidders nachzuziehen, das heißt die stämmige runde Körperform und einen Kopf mit breiter Stirn und großen Augen. Ein solches Tier, das schließlich 1,8 kg wiegt, weil es nicht das Gen für Zwergenwuchs trägt, ist für mich eher ein Mini Lop als ein Kaninchen von 1,3 kg, welches aber vom Typ her aussieht wie ein kleines zartes Wildkaninchen mit Hängeohren. Mini Lop müssen massig und kräftig gebaut sein! Mini Lop sind Zwerge und keine Elben um es in der Sprache Mittelerdes, also Tolkiens und seiner Hobbits zu sagen.
Es wird beim Mini Lop nur im Gegensatz zur deutschen Zwergwidderzucht noch zusätzlich mit dem sogenannten Zwergengen gezüchtet. Mit dieser Genmutation werden in Deutschland nur Kaninchen der Rasse Hermelin und Farbenzwerg standardmäßig gezüchtet, aber nicht die Zwergwidder. Ein Kanichen, welches eine Kopie dieses Gens trägt, sieht auch im Erwachsenenalter noch besonders rund und niedlich und etwas kleiner aus als ein Zwergwidder ohne Zwergengen. Leider ist die Zucht mit dem Zwergengen recht kompliziert und bringt immer unterschiedlich große bzw. kleine Nachwuchstiere.
Wie funktioniert die Zucht mit dem Zwergengen genau?
Jedes Kaninchen trägt genau wie wir Menschen die Erbinformationen von Vater und Mutter in Form eines doppelten Chromosomensatzes. Das heißt für die Ausprägung jedes Körpermerkmals haben wir die Information auf einem Gen doppelt. Ein Gen ist ein Abschnitt auf einem Chromosom, der für ein bestimmtes Merkmal verantwortlich ist. Das Zwergengen entscheidet darüber, wie groß oder wie klein ein Zwergwidder wird. Von diesem Gen gibt es nur zwei Varianten auch Allele genannt, die vererbt werden können: Variante 1 Normalzwerg (so groß wie ein deutscher Zwergwidder) oder Variante 2 Typzwerg (etwas kleiner - unter 1,5 kg)
Ein sogenannter Typzwerg oder Miniwidder ist ein Mischling, der auf einem Allel ein Normalzwerg ist und auf dem anderen Allel ein Typzwerg. Das Typzwerg-Allel ist dabei dominant und macht das Kaninchen etwas kleiner. Ein Kaninchen mit zwei Normalzwerg-Allelen kann demzufolge nicht aussehen wie ein Typzwerg und ein Zwergwidder der zwei Typzwerg-Allele geerbt hat, ist nie lebensfähig und verstirbt entweder schon im Mutterleib oder kurz nach der Geburt. Deshalb müssen wir Züchter aufpassen, dass nicht beide Eltern das Zwergen-Allel tragen, weil sonst tote Kaninchenbabies im Wurf vorprogrammiert sind.
Die Abkürzung Dw steht für holländisch Dwerg (Zwerg) und der Großbuchstabe steht für den dominanten Zwergenfaktor.

Mutter
Normalzwerg
dw/dw
dw dw
Vater
Typzwerg/Mini
Dw/dw

dw
Dw

dw/dw

Dw/dw
Mini

dw/dw

Dw/dw
Mini

Mutter
Typzwerg/Mini
Dw/dw
Dw dw
Vater
Typzwerg/Mini
Dw/dw

dw
Dw

Dw/dw
Mini

Dw/Dw
Winzling

dw/dw

Dw/dw
Mini
Die Antwort auf die Frage, ob alle Mini Lop kleiner sind als andere Zwergwidder und damit alle Mini Lop gleich klein, muss deshalb leider verneint werden. Besonders kleine und runde Vertreter tragen oft das sogenannte Zwergen-Gen. Andere Jungtiere aus dem selben Wurf, das heißt von den selben Eltern, tragen dieses Gen jedoch nicht und werden demzufolge auch meist ein wenig größer und etwas länger. Da Mini Lops, anders als Deutsche Zwergwidder, mischerbig gezogen werden, also mit dem Zwergen-Gen, kommt es zu dem Phänomen, dass es typvollere und weniger typvolle Nachwuchstiere gibt und nie alle Jungtiere dieses Zwergen-Gen tragen können, unabhängig vom Können des Züchters. Aber auch ein Mini Lop ohne Zwergen-Gen sollte nicht schwerer als ein deutscher Zwergwidder werden, also so um die 1,6 kg, maximal um die 2kg. Da die Größe der Jungtiere je nach Wurfstärke und Milchleistung der Mutter stark variieren kann, wird man bei der Abgabe der Jungtiere im Alter von 8-10 Wochen auch noch keine Aussage darüber treffen können, wie klein das Jungtier bleiben wird oder ob es das Gen für Zwergenwuchs tatsächlich trägt.
Auch über die Entwicklung sind Voraussagen kaum möglich. Oft behalten Züchter ein besonders typvolles Jungtier aus einem Wurf für die eigene Zucht, nur um dann nach einem halben Jahr festzustellen, dass sich die in das Nachwuchstier gesetzten züchterischen Hoffnungen doch nicht erfüllen. Andererseits kann sich natürlich aus einem zunächst wenig versprechendem Jungtier binnen sechs bis zwölf Monaten doch noch ein tolles Zuchttier entwickeln. Deshalb geben Rassekaninchen-Züchter ihre Jungtiere auch erst nach der ersten Jungtierschau, das heißt nach der ersten preisrichterlichen Bewertung ab. Diese Praxis ist für die Rassekaninchenzucht unumgänglich, für die Liebhaberzucht aber aus mehreren Gründen nicht sinnvoll:
1. Ein Behalten von so vielen unkastrierten Jungtieren ist in der artgerechten Gruppenhaltung nicht möglich.
2. Man muss die vielen Nachwuchstiere demzufolge in kleinen Boxen halten.
3. Die Rammler ließen sich dann spätkastriert viel schlechter bis kaum miteinander vergesellschaften.
4. Die meisten Kaninchenhalter von Liebhabertieren möchten eben ein gut sozialisiertes und an den Menschen gewöhntes noch sehr kleines Jungtier übernehmen.
Zur Zucht von Mini Lop muss unbedingt gesagt werden, dass die Zuchttiere nicht selbst beide ganz miniklein sein dürfen, um typvollen Nachwuchs hervorzubringen. Aus zwei echten Typzwerg Elterntieren (Eltern, die das Zwergengen tragen) würden auch sogenannte peanuts (engl. für Erdnüsse) im Nest liegen, das heißt nicht überlebensfähige Winzlinge, die entweder schon tot geboren werden oder bald versterben. Nicht nur aus ethischen Gründen versuchen wir solche Qualzuchterscheinungen zu vermeiden, sondern auch weil Kaninchenzucht für uns kein Wettbewerb um die kleinsten Mini Lop ist, sondern ein Hobby, das Freude machen soll. Geplante Totgeburten passen für uns nicht zur Freude an der Aufzucht von Nachwuchs. Abgesehen davon ist es laut Deutschem TierSchG §11b verboten: "Wirbeltiere zu züchten [...], soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse [...] erwarten lassen, dass als Folge der Zucht bei der Nachzucht erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten."
Auch finde ich es persönlich sehr schade, wenn Züchter ihre Zuchthäsinnen nach 1,5 bis 2 Jahren mit der Begründung abgeben, dass das Tier ihnen jetzt zu schwer für die Zucht geworden sei. Natürlich nimmt eine Häsin bei jeder Trächtigkeit ca. 100 bis 150g an Gewicht dauerhaft zu. Mit 17 war ich auch etwa 8kg leichter als heute nach zwei Schwangerschaften, trotzdem bin ich selbst immer noch klein und an meinem Typ, geschweige denn an meinen zu vererbenden Genen hat sich etwas geändert! Das ist bei Zuchthäsinnen nicht anders. Auch Rammler werden trotz Grünfutterernährung mit dem Alter etwas schwerer, was sich besonders positiv auf ihren Rammlerkopf auswirkt, wie ich finde. Nicht Typenzwerge, die der Züchter natürlich trotzdem für die Zucht braucht, überschreiten diese strengen Gewichtsvorgaben dann meist spätestens im Alter von 12 Monaten auch in englischen Zuchten und können dann zwar nicht mehr auf Schauen ausgestellt werden, dienen aber immer noch dem Zuchtprogramm. Also auch ein englischer Mini Lop Züchter hat immer Tiere in der Zucht, die dem Ausstellungsstandard und damit dem Rassestandard nicht mehr entsprechen. Das macht sie nicht automatisch zuchtuntauglich sondern nur nicht mehr ausstellungstauglich, was zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind!
Sogenannte Micro Kaninchen, also garantiert ganz kleine Kaninchen von 1-1,2 kg gibt es gezüchtet nicht. Ja, sie kommen vor, sind aber im Jungtieralter bei Zwergwiddern nicht von ihren Geschwistern zu unterscheiden. Auch nicht an der Ohrenlänge.
Hat man als Züchter schon Erfahrungswerte und die durchschnittliche Gewichtsentwicklung von Jungtieren aus einer vorangegangenen Verpaarung mit den gleichen Elterntieren, kann man grob einschätzen, in welche Richtung es vom Gewicht her gehen wird. Wie schwer ein Mini Lop wird, kann man frühestens mit 24-26 Wochen sagen, wenn sie ausgewachsen sind! Auch ob ein Tier das Zwergengen tatsächlich trägt, wüßte man sicher nur, wenn aus einer Testverpaarung mit dem Tier und einem anderen Typzwerg Winzlinge fallen. In GB ist das gängige züchterische Praxis, denn nicht jedes kleine Tier trägt automatisch das Zwergengen. Ob man für die Nachzucht von typvollen Mini Lops eine etwas größere Häsin mit einem kleinen Typzwergerammler verpaart oder umgekehrt, ist übrigens entgegen der landläufigen Meinung völlig egal. Größere Häsinnen bekommen nur oft mehr Jungtiere und sind damit für Züchter meist effektiver. Aber auch eine geeignete Typzwergehäsin verpaart mit einem Normalzwergrammler kann je nach den Anlagen der vorhandenen Zuchttiere durchaus eine sinnvolle Kombination sein. Kleinere Häsinnen haben keine Probleme bei der Geburt von Jungen aus einer Verpaarung mit einem Normalzwergrammler, weil sich die Jungtiere in den ersten Wochen von der Größe auch gar nicht unterscheiden. Ich wundere mich zugegebenrmaßen immer darüber, wenn Hobbyzüchter diese kleinen Häsinnen mit dem Hinweis verkaufen, dass sie bei 1,2 kg zu klein für die Zucht seien und daher nur in Liebhaberhände abgegeben werden. Diese Begründung ist Unsinn, wie Ihnen jeder englische oder amerikanische Züchter bestätigen wird. Unsere kleine Typzwerghäsin (1,2 kg) hat in ihrem letzten Wurf 7 ! (sieben) Jungtiere zur Welt gebracht und erfolgreich aufgezogen. Bei Abgabe der Jungtiere konnte ich bislang übrigens kaum nennenswerten Größenunterschiede in den Würfen erkennen, obwohl prozentual die Hälfte der Tiere Typzwerge sein mussten. Auch bleibt nicht jedes besonders kleine Jungtier auch im Erwachsenenalter automatisch der Kleinste und nicht jedes größere und schwerere Jungtier entwickelt sich zum Riesen seiner Rasse.
Mini Lop Zucht ist gerade wegen der Spalterbigkeit (Typzwerge und Normalzwerge) eine große Herausforderung für den Züchter. Liebhaber von Mini Lop sollten um die Komplexität der Zucht wissen, damit sie nach dem Kauf eines Jungtieres später nicht enttäuscht von dessen späterer Entwicklung sind.
Ein sehr gutes Beispiel für die völlig überraschende Entwicklung eines Jungtiers ist unsere Nachwuchshäsin siehe unten rechts im Bild (Thüringer). Ich hatte mich in das Jungtier aufgrund eines Fotos verguckt. Die Art wie die damals erst 4 Wochen alte Häsin sich zeigte, war sehr besonders. Als ich sie mit 10 Wochen bei der Züchterin abholte, war ich zugegebenermaßen leicht enttäuscht. Sie wirkte recht groß für ihr Alter, der Kopf war nicht mehr besonders auffällig groß und rund und die Ohren doch sehr lang. Sie hatte tolle große runde Augen und ein sehr dichtes schönes Fell, also nahm ich sie mit, obwohl sie eigentlich nicht recht in unser Farbkonzept passte. Beim ersten Tierarztbesuch meinte unsere Tierärztin, dass diese Kleine hier aber wohl deutlich schwerer werden würde, als die andere Zuchthäsin unten links im Bild. Ich war daraufhin schon etwas geknickt. Aber was soll ich sagen - sie hörte mit 22 Wochen einfach auf zu wachsen und ist jetzt miniklein, sehr rund und typvoll. Übrigens: FOTOS KÖNNEN UNGLAUBLICH TÄUSCHEN. Manchmal kann man bei Tieranzeigen auch feststellen, dass ein 9 Wochen altes Tier mit einem Foto eines vier Wochen alten Jungtieres beworben wird. Laien denken dann: "Oh wie süß, klein und rund das hier ist!" Natürlich wird der Mini Lop auf das Kindchenschema gezüchtet, aber ein 9 Wochen altes Tier sieht auch wenn es sehr typvoll ist nicht mehr wie ein Baby aus.
Abschließend sei gesagt, dass wir Züchter von Liebhaber Mini Lops natürlich die Größe unserer Zucht- und Nachwuchstiere im Blick haben und möglichst kleine und runde Liebhaberminis ziehen wollen - aber nicht um jeden Preis. Ob das Liebhabertier dann schließlich 1,2 kg oder 1,6 kg oder 2kg auf die Waage bringt, bleibt schlussendlich in der Haltung und Freude an einem Tier über viele Jahre egal. All jene Halter von Liebhaberminis, für die diese wenigen hundert Gramm einen riesigen Unterschied machen, werden mit dem Hobby generell nicht froh werden und sollten sich nach einem anderen Statussymbol umsehen.


Die genannte Häsin im Alter von 4 Wochen
In den unteren beiden Bildern zeigt sich die Häsin ausgewachsen. Sehr kompakt, rund und wirklich typvoll Im rechten Bild beim Spielen im Garten wird das nicht so deutlich, wohl aber der geringe Größenunterschied zwischen einem Typzwerg und einem Normalzwerg von hier 600 g.

Die gleiche Häsin mit 10 Wochen. Zu beachten sind die im Verhälnis zum Kopf doch sehr lang wirkenden Ohren und der verhälnismäßig spitze Kopf.

Zucht mit UK Importen
Sind Mini Lop nur echt wenn sie von UK Importen abstammen?
Für die einen Ja, für die anderen, wie mich, Nein. Ein Mini Lop definiert sich für mich maßgeblich durch sein Erscheinungsbild (siehe Fotos oben) und nicht über seine Herkunft! Die Körperform sollte möglichst kompakt, rund und kräftig bzw. leicht stämmig sein, wenig Hals zeigen und durch kurze gerade Beine getragen werden. Der Kopf sollte groß und rund sein, wie auch die Augen, die weit auseinanderstehen sollten. Eine breite Stirn, die gut gewölbt ist und möglichst breite, kräftige, eng am Kopf getragene, nicht zu lange Ohren sind weitere Merkmale eines typvollen Mini Lop. Im Idealfall sitzt die Krone, das heißt der Ohrenansatz weit oben und vorn am Kopf und wirkt dadurch kräftiger. Im Idealfall bleibt ein Mini Lop auch im Erwachsenenalter noch klein und rund ohne sichtbaren Wammenansatz. Im Idealfall präsentiert sich ein Mini Lop aufrecht sitzend, so dass seine kurze runde Körperform betont wird, bei der die für den Mini Lop geforderten kurzen stämmigen Proportionen gut stimmen.
Dieser Idealfall ist selten! Ein perfektes Zuchttier gibt es kaum und auch die Zucht mit aus UK eingeführten Zuchttieren garantiert noch lange keine solchen Nachkommen. Professionelle Mini Lop Zucht wie in Großbritannien basiert meist auf einer jahrelangen Linienzucht, d.h. auf kontrollierter Inzucht, die die Merkmale so stark ausprägen kann. Nehme ich nun ein Tier aus einer solchen Linie heraus und kreuze es mit einer anderen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Nachkommen der ersten und zweiten Generation so rassetypisch aussehen wie die Importtiere. Eher im Gegenteil, sind sie im Kopf und auch im Körper meist deutlich schmaler und länger. Die neue Vielfalt der genetischen Anlagen strebt immer die natürlichere Kaninchenform an, wo alle Körperteile länger und schmaler sind. Um so kompakte Mini Lop zu erhalten, wie sie der englische Rassezüchter im Stall sitzen hat, muss man sich erst eine Zuchtlinie aufbauen und die importierten Elterntiere immer wieder mit Jungtieren der nächsten Generationen rückverpaaren, streng selektieren und viele Jungtiere zur Auswahl behalten. Wenn Zucht so einfach wäre, dass sich jeder einfach zwei typvolle Elterntiere einkauft, die verpaart und mit den Jungtieren einen Preis gewinnt, dann könnte ja jeder erfolgreich züchten. Die große Zucht besteht aber gerade in dem züchterischen Geheimnis der genau bedachten und berechneten kontrollierten Inzucht. Nur mit dieser Methode können kontinuierlich Stärken genutzt und weitervererbt werden, leider aber auch Schwächen, wenn nicht rechtzeitig erkannt.
Auch wenn viele Hobbyzüchter großen Wert darauf zu legen scheinen, dass Ihre Nachzuchten von Mini Lop Importtieren aus bekannten, englischen Zuchten abstammen (sogannte BRC mit Beringung), macht das ihre Nachwuchstiere weder zu reinrassigen Mini Lops noch sonst zu irgendwelchen besonderen Zwergwiddern. Nur wenn diese importierten Elterntiere auch tatsächlich zur Zucht geeignet sind, was leider auch bei Importen nicht automatisch der Fall ist, sie richtig verpaart werden und dann in Linie weitergezogen werden, können daraus typvolle Jungtiere wachsen. Reinrassige Tiere sind es nur dann, wenn Sie von einem Züchter aus einer anerkannten Rassekaninchenzucht stammen und im Vereinsbuch protokolliert sind. So einfach ist das. Alles andere sind Möchtegern-Rassekaninchen, auch wenn sie einen Stammbaum haben. Mini Lop sind aber, egal ob aus dem Hobbyzucht- oder Rassezuchtbereich, vordergründig immer noch Zwergwidderkaninchen. Ich habe auch schon beringte Tiere aus GB gesehen, die nicht wirklich typvoll aussahen - aber sie waren eindeutig Zwergwidder. Das selbe gilt auch für NHDs aus Holland - es sind Zwergwidder aus Holland. Ein Dackel bleibt ja auch ein Dackel, selbst wenn ich ihn aus einer englischen Zucht kaufe und der Züchter mir versichert hat, es sei ein reinrassiger dachshund. Er bleibt ein Dackel, ob er nun nur englische Kommandos versteht oder nicht.
Wenn also in deutschen Hobbyzuchten mit Importtieren gezüchtet wird, dann nur weil die englische Rassezucht dort erfolgreicher ist, als die eigene Hobbyzucht. Man erkennt einen typvollen Mini Lop, wenn man ihn im Alter von ca. 22 Wochen vor sich sitzen hat - und das hat wenig mit seiner Abstammung zu tun, sondern mit züchterischem Geschick und hin und wieder auch glücklichem Zufall. Die meisten Nachzucht Mini Lops aus Hobbyzuchten zu denen auch wir uns zählen, können es aus Rassezüchter-Profisicht weder mit den Mini Lops aufnehmen, die in GB auf den Schauen präsentiert werden, noch mit Zwergwiddern aus der Deutschen Rassekaninchenzucht. Mini Lop Zucht in GB ist ein Leistungssport. Seien Sie gewiss, dass kuschelige "artgerechte" Kaninchenhaltung nicht das geringste damit zu tun hat. Wir haben im Idealfall aus Liebhabersicht einfach unendlich hübschen Nachwuchs, der artgerecht gezogen wurde, dem viele Tierschauen oder das Los der schnellen Merzung erspart bleiben und der auf Liebhabereigenschaften gezogen wurde und weniger auf Champion.
Wir persönlich importieren keine Mini Lop aus Großbritannien, weil sie das Original darstellen oder deutsche Nachzuchten per se minderwertiger sind, wir importieren ab und zu Nachwuchstiere für die Zucht, weil sie ein Merkmal tragen, das uns unserem Zuchtziel näher bringt und weil wir neugierig sind.
Im Übrigen kommen in der Regel alle importierten Rassekaninchen ohne einen sogenannten Stammbaum oder Abstammungspapiere, da dies in der Rassezucht unüblich ist - in England genauso wie in Deutschland. So paradox es auch klingen mag, ein Stammbaum ist das sicherste Zeichen dafür, dass das Tier kein Rassekaninchen ist, sondern aus einer Liebhaberzucht stammt, von denen es auch in England eine ganze Menge gibt. Kein Rassezüchter, den ich kenne schreibt das Zuchtbuch des Vereins ab. Auch tragen nicht alle importierten Tiere aus einer englischen Rassezucht automatisch einen Fußring, sondern nur jene, die eigentlich zur Außstellung vorgesehen waren. Da die Fußringe häufig für gesundheitliche Probleme sorgen, werden sie bei Tieren, die ins Ausland verkauft werden, zudem zunehmend nachträglich wieder entfernt.
Was kostet ein Mini Lop?
Die folgenden Ausführungen sind an Laien gerichtet, die ein oder im Idealfall gleich mehrere Liebhaberkaninchen erwerben möchten. Der Preis für einen Mini Lop kann sehr stark variieren. Man kann manchmal schon Tiere für 30 Euro erwerben, aber auch 150 Euro und seit 2020 sogar über 300 Euro bezahlen. Meist kosten sie aber zwischen 50 und 70 Euro. Manche Züchter verlangen unterschiedliche Preise, je nach Fellfärbung, Typ, Alter oder Abstammung. Manche Tiere sind für 60 Euro schon komplett geimpft, was den Halter selbst noch zwischen 40 und 80 Euro gekostet hätte. Somit kostet so ein Tier dann eigentlich nur noch 10 Euro oder weniger!. Im Zoofachgeschäft kosten Zwergwidder meist zwischen 35 und 50 Euro.
Gibt es einen Unterschied zwischen einem Jungtier, das 40 Euro und einem, das 100 und mehr Euro kostet? Lohnt sich die Investition und sollte man nicht vielleicht doch lieber zum teureren Kaninchen, weil vermeintlich besseren Kaninchen greifen?
An der Art der Wortwahl bei der Diskussion um den Preis eines Tieres merkt man schnell, dass auch Kaninchen ein Produkt sind, das über das Internet angeboten und auf Wunsch sogar zu Ihnen im Karton nach Hause geliefert wird. Ich glaube nicht, dass es viele Züchter in Deutschland gibt, die mit dem Verkauf von Kaninchen wirklich einen Gewinn machen können. Geld verdienen kann man natürlich mit dem Verkauf von Tieren, welches dann wieder in das Hobby investiert werden kann. Insofern hat ein Züchter sehr wohl Interesse am Verkauf einiger seiner Nachzuchten, für die er kein züchterisches Interesse hegt. Ein Züchter ist dabei mit seinem "Produkt" auch mehr oder weniger an die Gesetze des Marktes mit Angebot und Nachfrage gebunden und versucht mit der Optik seiner Tiere & seiner Homepage für sich und seine Tiere zu werben. Je nachdem wie gut ihm das gelingt, wird der Preis seiner Tiere langsam steigen oder sinken. Ein teureres Kaninchen ist also prinzipiell nicht ein besseres Tier im Sinne von Wuchs, Aussehen, Gesundheit, Haltung oder Zutraulichkeit.
Auch sollten Sie sich von den Namen echter Mini Lop, reinrassig, oder NHD oder BRC Importnachzucht, BRC Standard oder BRC beringt nicht blenden lassen. Wie in der Werbung sind es Begriffe, die aufregend klingen und das Produkt scheinbar allein und besser stellen und von der Masse abheben sollen, weshalb dann ein erhöhter Preis gerechtfertigt sein soll. Die meisten angebotenen Mini Lop unterscheiden sich trotzdem eigentlich nicht von Deutschen Zwergwiddern. Gehen Sie doch einmal auf eine Kaninchenschau eines Vereins in Ihrer Nähe im Juli und August und sie werden feststellen, dass die Zwergwidder da oft den im Internet angebotenen Mini Lop zum Verwechseln ähnlich sehen. Natürlich sieht ein hoch bewerteter Zwergwidderrammler anders aus als ein wertvoller Mini Lop Zuchtrammler, aber diese wertvollen Tiere sind selten und werden noch seltener in deutschen Hobbyzuchten nachgezogen. Die meisten angebotenen Mini Lop sehen doch alle sehr gleich aus und keiner der Züchter könnte sagen, ob er nun einen Mini Lop, einen NHD oder einen deutschen Zwergwidder vor sich hat, insbesondere im Jungtier- und Abgabealter von etwa 9 Wochen.
Überlegen Sie sich daher vor dem Kauf, was Sie eigentlich wollen: Soll es ein hübsches, möglichst kleines Kaninchen mit Schlappohren sein, dürfen Sie beim Kauf eines solchen Tieres meiner Meinung nach deshalb die Namen und Rassebzeichnungen getrost bei Seite lassen. Da nun Tiere vom Umtausch ausgeschlossen sind, machen Sie einfach die Augen gut auf beim Kauf von mehreren neuen Mitbewohnern, lassen Sie sich nicht blenden und hoffen Sie nicht das Beste. Suchen Sie sich ein Tier aus, das Ihnen wirklich gefällt, unabhängig von dem Etikett, welches es trägt. Schauen Sie sich den Stall an und lassen Sie sich den Popo des Tieres zeigen. Beides sollte sehr sauber sein und nicht unangenehm riechen. Die Kaninchen sollten neugierig angehoppelt kommen, wenn Sie sich dem Stall oder Gehege nähern und weder panisch noch teilnahmslos reagieren. Im Idealfall mümpeln sie auch gerade schon an einer Möhre oder anderem Gemüse herum, so dass sie sehen können, dass die Verdauung intakt ist. Ein schönes Tier ist in aller Regel auch ein gesundes Tier und sie können zugreifen, wenn der Funke überspringt. Ob sie bei dem Traumkaninchen nun 30, 60 oder 100 Euro bezahlen, sollte Ihnen angesichts der Kosten, die auf Sie zukommen eigentlich völlig egal sein. Sie kaufen sich ein Hobby und kein Grundnahrungsmittel. (Bei uns kosten die Tiere je nach Alter und Typ zwischen 50 und 120 Euro.)
Falls es Ihnen allerdings wichtig ist, dass Sie wirklich ein ganz kleines, so besonders rundes Kaninchen bekommen, einen echten Mini Lop eben, ist es riskant ein Jungtier zu kaufen. Auch der Züchter wird Ihnen auf das Gewicht und die Entwicklung keine Garantie geben. Mini Lop sind wie weiter oben schon beschrieben nicht alle gleich klein. Es lohnt sich in jedem Fall, sich doch einmal die Elterntiere zeigen zu lassen. Sehen sie von der Größe wie eine leichte Katze aus, dann sind sie eigentlich zu groß. Aber auch aus zwei recht kleinen Elterntieren können sehr groß werdenden Jungtiere fallen. Beim Kauf eines typvollen Mini Lop kommt es auch auf das Alter der Tiere an. Zwischen der 7. und 12. Woche können sie manchmal etwas lang und spitz wirken, wie Teenager eben, aber später werden sie doch noch rund und typvoll. Mini Lop Kauf bleibt ein Lotteriespiel, wenn man ein Jungtier erwirbt. Auch für Profis. Es gibt einige wenige Züchter, die mit tatsächlich außergewöhnlich typvollen Mini Lop aufwarten können. In diesen Zuchten werden die Jungtiere später in aller Regel wirklich typvoll und besonders aussehen, aber über das spätere Gewicht dieser Tiere vermag niemand zum Abgabezeitpunkt eine Aussage zu treffen. Auch dort entwickeln sich nur wenige Jungtiere zu einem echten Mini Lop. Lediglich die Wahrscheinlichkeit auf so ein besonderes Tier steigt. Meist geben aber diese Züchter gern wundervolle Zuchttiere im Alter von 2-3 Jahren in Liebhaberhände ab, um Platz für neue Zuchttiere zu schaffen. Da weiß man was man hat. Auch Ihr Jungtier wird binnen 8 Monaten im Idealfall so aussehen. Ein erwachsener Kastrat ist aus meiner Sicht daher für Liebhaber eine echte Option, bei der man sich die zum Teil nicht ganz harmlose Kastration und oft auch die Aufwendungen für die Impungen im ersten Jahr spart.