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Vorbeugen von Krankheiten
Pflichten und Grenzen züchterischer Verantwortung
Kaninchen ebenso wie andere Lebewesen auch erkranken hin und wieder an Seuchen & Parasiten also durch Infektionen oder infolge genetisch bedingter Schwächen. Der Züchter trägt dabei für die Gesundheit des Kaninchens besondere Verantwortung; ist er es doch, der genetische Defekte seiner Nachzuchten verhindern soll und mit der Art seiner Aufzucht die Weichen für die spätere Kaninchengesundheit stellt. Gleichwohl kann auch ein noch so verantwortungsvoller Züchter nicht alles vorhersehen. Erst wenn ein Fehler einmal aufgetreten ist, hat der Züchter doch die Chance, weitere Fehler für zukünftige Kaninchengenerationen auszuschließen. Nur sehr wenige Gendefekte, wie das Megacolonsyndrom bei reinerbigen Schecken, weiß ein Züchter von vornherein zu verhindern. Es kommt also in den besten Zuchten vor, dass in einem Wurf ein sogenannter Erbfehler bzw. eine erblich bedingte Erkrankung sichtbar wird. Das bedeutet zunächst je nach Sachlage meist den sofortigen Ausschluss der beiden Elterntiere aus der Zucht. Für die Jungtiere eines solchen Wurfes gilt, dass meist nur eines der Jungtiere betroffen ist und von uns, wenn überhaupt nur an Liebhaber und mit explizitem Hinweis zur Fehlbildung/ Vorerkrankung abgegeben wird. Nicht betroffene Geschwistertiere geben wir auch nicht in die Zucht ab und für einen Liebhaber, der mit dem Kaninchen nicht züchtet, ist es in aller Regel völlig irrelevant, welche genetischen Anlagen das Jungtier hat, solange es gesund ist und keine höhere Wahrscheinlichkeit als jedes andere Kaninchen hat, später an einer Krankheit zu leiden. Da wir die meisten unsere Nachzuchten nicht für die eigene Zucht brauchen, sondern sie an Liebhaberhalter abgeben, finde ich es wichtig an dieser Stelle über einige häufige Kaninchenkrankheiten aufzuklären und dem Liebhaber gleichzeitig zu zeigen, wo die Grenzen unserer züchterischen Vorbeugung liegen und man uns demzufolge an mancher Stelle auch keinen Vorwurf machen kann, wenn es später im Kaninchenleben zu Erkrankungen kommt. Nichts ist perfekt, auch unsere Nachzuchten nicht. Da Kaninchenhaltung und -zucht für uns ein Hobby ist, das vor allem Freude bringen soll für Mensch und Tier, sind wir bestrebt unseren Minis die besten Startvoraussetzungen zu geben und bilden uns regelmäßig weiter. Im Hinblick auf den Umgang mit Parasiten und Viren herrscht auch bei Kaninchenspezialisten keine einheitliche Meinung. Da wir bislang eine sehr gute Aufzuchtquote und wenige Erkrankungen auf unserem Hof hatten, gehen wir unseren minimalinvasiven Weg, wie ich ihn nenne, weiter und versuchen über die möglichen Impfungen (siehe Untermenu), normale Stallhygiene ohne kontinuierlichen Einsatz von Desinfektionsmitteln sowie die praktische Weidewechselhaltung die Kaninchen mit der best-möglichen Immunabwehr gegen Infektionen zu schützen. Uns ist bewusst, dass andere Züchter andere Wege gehen und auch hier gilt: Viele Wege führen nach Rom. Kaninchenställe und Gehege sind wie kleine abgeschlossene Ökosysteme und in jeder Anlage herrschen da ganz andere Bedingungen. So wie auch in jedem Aquarium ganz andere Bedingungen herrschen und man bei einem gut laufenden Becken nie etwas ändern sollte, so sind wir auch der Meinung, dass in der Kaninchenhaltung nicht jeder gute Rat für jede Stallanlage gut ist. Die Engländer haben die Devise: Never change a running system, was soviel bedeutet wie: Greife nicht in ein System ein, das gut funktioniert. Bei uns funktioniert es mit wenig Reinigungsaufwand und prophylaktischem Impfen als einzige Medizin + jährlicher Gesundheitsvorsorge beim Tierarzt bislang sehr gut.
Desweiteren beobachten wir unsere Kaninchen sehr genau und nehmen sie alle mindestens zwei Mal täglich zur Kontrolle in die Hand. Dabei prüfen wir Augen, Nase, Ohren, Bauch und Verdauung (Köttel) sowie natürlich das normale Verhalten unserer Kaninchen. Sollten wir dabei feststellen, dass sich das Kaninchen anders verhält, als wir es gewohnt sind, fahren wir schnellstmöglich zu einem Tierarzt. Wenn Kaninchen anzeigen, dass etwas nicht in Ordnung ist, ist prinzipiell Eile geboten!
1. Die häufigste schwere Krankheit bei Kaninchen - die Encephalitozoonose (E. Cuniculi)
Diese schwere Erkrankung wird meist nach ihrem Erreger kurz E.C. für Encephalitozoon cuniculi genannt. Es handelt sich um einen parasitären Einzeller, der bei schwachem Immunsystem des Kaninchens vor allem dessen Gehirn und Nieren stark schädigt und meist sehr plötzlich für auffällig heftige Symptome beim erkrankten Tier verantwortlich ist. Es gibt keine genauen Daten, aber man geht davon aus, dass etwa die Häfte, wenn nicht gar 80% aller Hauskaninchen mit dem Erreger infiziert sind. Die meisten unserer Kaninchen tragen also diesen Erreger ohne jedoch an ihm zu erkranken, weil ihr Immunsystem intakt ist.
Beim an E.C. erkrankten Tier wird häufig als erstes das sogenannte Sternenguckersyndrom bemerkt, nach dem die Krankheit auch im Volksmund benannt ist. Dabei fällt das Kaninchen durch eine sehr unnatürliche Kopfhaltung auf, bei der es den Kopf so weit zu einer Seite dreht, dass ein Auge nach oben zeigt. Dadurch verlieren die Tiere ihre Orientierung und laufen im Kreis oder kippen regelrecht um. Auch das Fressen kann zum Teil nicht mehr koordiniert werden. Kurz darauf kommt es zur Hirnhautentzündung mit Lähmungen und Krämpfen.
Bei manchen Tieren greift der Erreger aber vorrangig die Nieren an, so dass keine neurologischen Störungen sichtbar werden. Die Diagnose ist auch von Tierärzten nicht eindeutig vor der Behandlung zu stellen und muss möglichst schnell auf Verdacht gestellt werden, damit der Erreger und die Erkrankung gleichzeitig durch die Gabe von mehreren Medikamenten zum Stopp gebracht werden können, bevor das Gehirn zu schwer geschädigt wurde. Bei einer schnellen medikamentösen Behandlung über mehrere Wochen und intensiver Pflege kann das Kaninchen wieder ganz gesund werden, aber auch bei wiederholt schwachem Immunsystem daran erneut erkranken. Je nach Schwere der vorliegenden Symptomatik wird der Tierarzt ggf. auch zum Einschläfern des Tieres raten.
Mit dem Erreger kann sich das Kaninchen über das Futter, den Urin infizierter Tiere aber auch schon im Mutterleib über eine infizierte Mutter anstecken.
Erkrankt ihr Hauskaninchen an E.C. so liegt es also nicht an der Unfähigkeit des Züchters und auch nicht daran, dass Ihr Kaninchen bei Ihnen zu viel Stress hat, sondern an einem geschwächten Immunsystem, egal aus welchen Gründen.
Es gibt Leute, die von uns Züchtern fordern, dass wir jedes Zuchttier vor seinem Einsatz auf Antikörper gegen E.C. testen lassen, um zu verhindern, dass sich ganze Würfe bereits im Mutterleib mit dem Erreger der Krankheit infizieren. Ich würde das auch machen, wenn ich von der Zuverlässigkeit der Testergebnisse überzeugt wäre, was ich aber nicht bin. Das Problem ist, dass einige der Tiere, die selbst bereits im Mutteleib infiziert wurden, gar keine Antikörper gegen E.C.bilden. Diese Häsinnen würden also negativ getestet und wären dennoch E.C. Überträger. Außerdem kann es jeder Zeit zu Ansteckungen kommen, gerade in der Gruppenhaltung. Hatte man einmal einen EC Träger auf dem Hof, sind dann natürlich auch die Weiden und Stallanlagen mit dem Erreger kontaminiert für mehrere Monate und ein negativ getestetes Tier könnte sich nachträglich infizieren. Außerdem gibt es meines Wissens in Deutschland oder in den Nachbarländern keine Zucht, wo ich EC frei getestete Tiere einkaufen kann. Würde ich widerum all die EC Trägertiere, die ich von anderen Züchtern teuer eingekauft habe, aber erst bei mir zu Hause testen lassen konnte, schlachten, verkauft mir bald kein Züchter mehr ein Tier. Ich müsste also die eigentlich gesunden EC Trägertiere schnell weiterverkaufen, was wahrscheinlich auch nicht erfolgreich wäre. Tierschützer fordern von uns Züchtern eine EC freie Zucht und verweisen dabei auf erfolgreiche EC freie Haltungen in Tierheimen zum Beispiel wo EC Träger Gruppen von EC freien Tiergruppen in Kaninchenzimmern mit desinfizierbaren Böden getrennt gehalten werden. Das hört sich in der Pflege von Kaninchen oft recht einfach an: einmal testen und dann ein Leben lang eben in der passenden Gruppe sitzen. In der züchterischen Praxis ist es bislang so noch nicht erfolgreich umsetzbar. Das bedeutet einfach, dass wir den EC Status unserer Tiere nicht kennen. Laut Studien sind unter gesunden Kaninchen 18 % und teilweise mehr EC Trägertiere. Wenn Sie also ein Tier von uns kaufen, könnte es EC Träger sein, wird daran aber höchst wahrscheinlich nie erkranken. Wollen Sie ein garantiert EC freies Kaninchen, müssten Sie sich an Tierheime wenden. Diese Erkrankung ist und bleibt ein potentielles Risiko. Sollten in einem Wurf bereits Jungtiere erkranken, nehmen wir die Mutter sofort aus der Zucht und lassen diesen Wurf auch nicht in Züchterhände ziehen. Einmal erkrankte Tiere werden von uns auch NICHT in Liebhaberhände abgegeben.
Das Sternenguckersyndrom wird noch durch viele andere Erkrankungen ausgelöst (Ohrenentzündungen, Tumore, Verletzungen, Traumata um nur einige zu nennen. In wissenschaftlichen Studien konnte gezeigt werden, dass viele der Kaninchen, die das Sternenguckersyndrom zeigten, gar nicht an E.C. litten. Das macht die ganze Sache natürlich nicht einfacher.
Manche Züchter verabreichen prophylaktisch Wurmkuren auch um einen eventuell schon vorhandenen E.C. Erreger am Ausbruch der Krankheit zu hindern. Es gibt Studien, die zeigen, dass ein Kaninchen, welches schon den E.C. in sich trägt von der Wurmkur profitiert. Andererseits gibt es aber auch Tiermediziner, die solchen Kuren ohne Symptomatik sehr kritisch gegenüberstehen. Festzuhalten bleibt, dass es kein Mittel gibt, das den Erreger E.C. im Kaninchen abtötet oder am Befall des Kaninchens hindert. Die Ansteckung des Tieres durch den Parasiten lässt sich meiner Meinung nach nie komplett verhindern oder ausschließen.
Mit jedem Lebewesen holen Sie sich immer auch einen potentiellen Patienten und Kostenverursacher ins Haus. Richtig zu Ende gedacht, holen Sie sich mit vielen anderen Dingen, die Sie kaufen, auch potentielle Probleme und Kosten ins Haus, seien es nun schicke Autos, ein Pool oder Wertpapiere. Entscheidend sind doch letztendlich nicht die Risiken, sondern der persönliche Nutzen und die Freude, die wir daraus ziehen. Nur schön gibt es nicht. Alles hat seine zwei Seiten. Auch kleine niedlichen Kaninchen.
2. Häufigstes Problem in der Kaninchensprechstunde: Zahnprobleme
Zahnfehlstellungen der Art, dass die oberen Schneidezähnen auf die unteren Zähne aufbeißen oder gar dahinter anstatt eng an ihnen vorn vorbei, wie es das Scherengebiss vorsieht, sind relativ häufig zu sehen. Man geht davon aus, dass zwischen 5 und 10 % der Kaninchen davon betroffen sind. Zahnfehlstellungen haben den Ruf erbliche Fehler zu sein, weshalb Kaninchen mit einer Zahnfehlstellung auch nicht in der Zucht eingesetzt werden dürfen. Trotzdem kommt es immer mal wieder zum spontanen Auftreten einer Zahnfehlstellung in einem Wurf. Wir verkaufen Tiere, die eine leichte Fehlstellung haben, welche die Tiere bislang aber in keiner Weise bei der Nahrungsaufnahme behindert hat, nur mit ausdrücklichem Hinweis darüber an den Liebhaber und weisen auch immer auf potentielle Risiken im Zusammenhang mit einem Zahnaufbiss bspw. hin. Eine Zahnfehlstellung als solche ist nach unserer Erfahrung für ein Kaninchen noch nicht automatisch ein Problem. Solange das Tier normal fressen kann und die Zähne durch ausreichend faserreiche Kost genauso schnell abgenutzt werden, wie sie nachwachsen, haben die Tiere keine Nachteile.
Kommt es aufgrund der Fehlstellung der Zähne oder durch Fehlernährung zu einem vermehrten Längenwachstum von Zähnen (auch Backenzähne können davon betroffen sein) muss der Tierarzt hier regelmäßig korrigierend die Zähne kürzen, um dem Tier die normale Nahrungsaufnahme weiterhin zu gewährleisten und Schmerzen zu ersparen.
Wir möchten an dieser Stelle dringend empfehlen, die Zähne ihres Kaninchens regelmäßig halbjährlich vom Tierarzt auch im hinteren Kieferbereich untersuchen zu lassen, um größeren Problemen durch zahnbedingte Abszesse vorzubeugen. Das A und O für die Zahngesundheit ist und bleibt die Ernährung des Kaninchens mit harter faserreicher Kost wie Gräsern, Heu und Laub. Kaninchen sind keine Nager, sondern Frischköstler, die vor allem Nahrung brauchen, die wir Menschen normalerweise mit unseren Schneidezähnen nicht abbeißen können, weil die Fasern zu hart sind. Eine Möhre schadet dem Kaninchen nicht, aber da auch wir Menschen problemlos rohe Möhren zerteilen können, sind Möhren für die Zahngesundheit von Kaninchen nicht förderlich. Versuchen Sie mal einen Grashalm abzubeißen! Das ist schon etwas ganz anderes. Manche Leute denken, dass nur wenn das Kaninchen laut beim Fressen "schnurbst", sprich geräuschvoll abbeißt, die Zähne gefordert werden und geben deswegen für die Zahngesundheit hartes Brot zu fressen. Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Wenn Kaninchen geräuschlos fressen, dann haben sie wahrscheinlich eher die richtige Kost. Kein Kaninchen in der freien Wildbahn kann es sich leisten durch starke Nagegeräusche auf sich aufmerksam zu machen. Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrheit der wirklichen Zahnprobleme bei Kaninchen nicht durch eine angeborene Fehlstellung der Zähne hervorgerufen werden, sondern infolge einer Fehlernährung, falscher Haltungsbedingungen und ggf. Altersschwäche entstehen.
Gleichwohl sind wir uns als Züchter von Mini Lop Kaninchen bewusst, dass diese Rasse im besonderen Maße den Ruf hat, von Problemen im Zusammenhang mit dem Gebiss (Augen-Nase-Mundbereich) betroffen zu sein. Manche Leser kennen die Problematik vielleicht schon aus der Hunde- und Katzenzucht. In einem Interview mit Tierärztin Tanja Warter (2/22 erschienen im Tierärzteverlag) wird allerdings klargestellt: "Dazu haben wir bisher keine gute Datengrundlage. Viel wird verbreitet und geredet, aber oft ohne Fakten dahinter. Die Datenlage ist einfach mau. Das runde, kleine Kaninchen zum Beispiel hat mit Kurzköpfigkeit wahrscheinlich gar nicht so ein massives Problem wie ein Hund. Es gibt eine Doktorarbeit aus unserem Haus, die auf das Gebiss bezogen im Vergleich zu normalköpfigen Kaninchen keine Veränderung der anatomischen Verhältnisse festgestellt hat." (https://www.tieraerzteverlag.at/vetjournal/qualzucht-kaninchen)
Wir stellen uns dieser Situation durch eine verantwortungsvolle Zuchtbuchführung, zu der es auch gehört, dass wir im nachsorgenden Kontakt mit den Abnehmern unserer Kaninchen bleiben, um auch sich später einstellende Gesundheitsprobleme eines unserer Tiere erfassen zu können. Gerade in der Hobbyzucht, wo die korrigierende Auslese durch erfahrene Preisrichter fehlt, ist es wichtig, dass ein Züchter Rückmeldung über seine Zuchterfolge erhält.
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3. Kokzidiose - häufige, parasitäre Darmerkrankung
Es handelt sich um einzellige, das heißt mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Darmparasiten (Kokzidien), die sich unter gewissen Bedingungen (Stress, falsche Ernährung, unhygienische Haltung von vielen Tieren auf engem Raum und matschigen Untergrund etc.) zu stark vermehren und dann zur Erkrankung des Tieres führen. Da es in Außenhaltung unmöglich ist, eine vollständig kokzidienfreie Umgebung zu schaffen, ist die Stärkung der Abwehrkräfte der einzelnen Kaninchen oberstes Gebot. Ein gutes Immunsystem verhindert die massenhafte Vermehrung des Parasiten im Darm des Kaninchen und so auch die massenhafte Ausscheidung der Parasiteneier über den Kot der Tiere.
Übertragung:
Durch erkrankte Tiere werden Kokzidien ebenso massenhaft eingeschleppt wie durch verseuchtes Futter. Ist ein Kaninchen stark befallen (also schon erkrankt) so breiten sich die Kokzidien schnell auf die gesamte Gruppe aus, besonders Jungtiere sind gefährdet, wenn die Mutter erkrankt ist. Allerdings sind die Jungtiere in der Säugephase durch ein spezifisches Milieu im Magen-Darm-Trakt weitestgehend geschützt vor der übermäßigen Vermehrung des Erregers in ihrem Darm und erkranken daher auch nicht. Erst in der Absetzphase (5-8) sind Jungtiere infizierter Mütter stark gefährdet. Untersuchungen haben aber auch gezeigt: "Überstehen Kaninchen die Erstinfektion, sind sie bei zukünftigen Infektionen gegen diesen entsprechenden Erreger der Kokzidiose vor Krankheit geschützt. Infektionen können also jedes Mal dann auftreten, wenn ein Kaninchen mit einer bestimmten Eimeria-Art noch nicht in Berührung gekommen ist und noch keine Immunität gegen den entsprechenden Erreger erworben hat." (Priv.-Doz. Dr. Georg Duscher, 2/20, Interview veröffentlicht im Tierärzteverlag)
Verlauf:
Da es sich um einen Darmparasiten handelt, lassen sich bei den erkrankten Tieren meist diffuse Verdauungsbeschwerden, wie breiiger Stuhl, aufgedunsener Bauch, vermehrtes Herumliegen von klebrigem Blinddarmkot, Fressunlust, Abmagerung oä. erkennen. Besonders erkrankte Jungtiere sind hochgradig gefährdet, da sie noch wenig Widerstandskraft und keine Reserven haben und daher schnell versterben. Manchmal lassen sich bis auf einen raschen Gewichtsverlust überhaupt keine äußerlichen Symptome erkennen.
Behandlung und Vorbeugung:
Dem Befall durch die Parasiten kann eigentlich nicht vorgebeugt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass verschiedene Arten von Kokzidien überall in geringem Umfang vorhanden sind. Durch optimale Haltungsbedingungen (Weidewechselhaltung, Hygiene, faserreiche Grünfutterernährung, Vermeidung von Stress) sowie durch strenge Quarantäne von neu eingebrachten Tieren kann jedoch einer explosionsartigen Vermehrung der Erreger vorgebeugt werden.
Ist ein Tier erkrankt, erfolgt die Behandlung durch den Tierarzt in Form geeigneter Medikamente und die Therapie begleitender hygienischer Maßnahmen, die nicht immer erfolgreich umzusetzen sind. Gängige Desinfektionsmittel können Kokzidien, die sich auf Oberflächen in der Stallanlage befinden, nichts anhaben und erweisen sich als komplett wirkunslos. Die intensive Reinigung des kompletten Geheges mit kochendem Wasser, das Auskochen von Trinkflaschen und Näpfen sowie die Erhitzung von Einrichtungsgegenständen in einem Backofen können den Reinfektionskreislauf stoppen.
Da einem einmal eingeschleppten Befall und Erkrankung der Gruppe nicht leicht Herr zu werden ist, ist Vorbeugung in Form optimaler Haltungsbedingungen hier generell besser als Heilung. Eine medikamentöse Vorbeugung gegen die Erkrankung durch Impfung oder Kuren ist nicht möglich. Manche Halter und Hobbyzüchter lassen den Kot ihrer Tiere regelmäßig auf den Parasiten hin untersuchen und behandeln dann oft selbst in geringem Umfang nachgewiesene Kokzidien medikamentös. Diese Praxis ist bei nicht erkrankten Tieren höchst umstritten, da die Medikation allein ohne intensive Stallhygiene wirkungslos bleibt und die begleitenden hygienischen Maßnahmen die Kaninchen unter Umständen zusätzlich erhöhtem Stress aussetzen. Außerdem entwickeln Kaninchen gegen die Parasiten bei optimaler Haltung durchaus Resistenzen und man stört ihr Immunsystem durch häufigen Medikamenteneinsatz an dieser Stelle unnötig. Genauso wenig wie ich den Stuhl meiner Kinder regelmäßig untersuchen lasse und nach versteckten Krankheiten suche, genauso wenig sehe ich die Notwendigkeit, dies bei gesunden Kaninchen zu tun. Auch Jungtiere werden von uns nicht prophylaktisch gekurt. Das hat nichts mit Geiz zu tun, sondern mit Erfahrung. Das Wort "kuren" allein, vermittelt den Eindruck, dass dem Tier hier etwas Gutes getan wird, was so mit Nichten der Fall ist. Die Medikamente, die gegen Kokzidien zum Einsatz kommen, sind verschreibungspflichtige Gifte, die die gesamte Darmflora, also auch die guten Bakterien komplett zerstören. Wir lehnen diese prophylaktische Rundum-Keule strikt ab! Wir beobachten die Verdauung der Jungtiere und deren Mütter sowie aller anderen Kaninchen seeeehr genau und unterstützen die körpereigene Immunabwehr unserer Tiere bei Anzeichen auf eine Störung im Darm durch Zusatz von Rhönfried Darmwohl, Weglassen von zuckerhaltigem Gemüse und Obst sowie intensiverer Stallhygiene (tägliches Ausgießen der Kotwanne mit kochendem Wasser). Frische Brombeerblätter, Kräuter und verschiedene Heusorten regen zusätzlich zum frischen Wiesengrün den Appetit und Verzehr von ballaststoffreichen Fasern an. Ein Kaninchen in Außenhaltung keimfrei zu bekommen ist a) eine Illusion, b) überhaupt nicht gesundheitsförderlich für ein gesundes Tier und c) schädlich für den Aufbau des Immunsystems von Jungtieren.
4. Kaninchenschnupfen (sehr gefürchtet und weit verbreitet)
Kaninchenschnupfen ist nicht gleich Kaninchenschnupfen. Es kann sich dabei um eine nur wenige Tage anhaltende Unpässlichkeit mit leicht feuchter Nase und etwas feuchten Pfötchen bis hin zur schweren chronischen Erkrankung mit klebrigem gelben Ausfluss an Nase und Augen handeln, der die Atmung des Kaninchen stark behindert und in eine Ohren- und Lungenentzündung übergehen kann.
Im ersten Falle hat sich das Kaninchen nur erkältet oder reagiert allergisch, im zweiten Falle handelt es sich um den hochgradig ansteckenden echten Kaninchenschupfen, der immer eine sehr ernste Erkrankung des Kaninchens darstellt. Bei der sogenannten Pasteurellose sind bakterielle Erreger die Ursache der Probleme die oft noch von Sekundärkeimen begleitet werden und unbehandelt zum Tod der erkrankten Tiere führen.
Für die richtige Diagnose und Behandlung ist in jedem Falle ein Tierarztbesuch erforderlich. Auch für den echten Kaninchenschnupfen gilt, dass unter optimalen Haltungsbedingungen die stets in geringem Maße vorhandenen Keime und Erreger nicht zur Erkrankung führen. Ist ein Tier aber in der Immunabwehr durch Stress und schlechte Haltung sowie falsche Ernährung geschwächt oder kommt ein bereits erkranktes Tier in die Gruppe, so kommt es zum Krankheitsausbruch.
Manchmal handelt es sich bei dem Schnupfen auch gar nicht um eine Atemwegsinfektion sondern um entzündliche Prozesse, die durch Zahnprobleme hervorgerufen werden.
Aus Angst vor dem sehr gefährlichen Kaninchenschnupfen geraten manche Halter sofort in Panik, wenn ihr Kaninchen einmal nießt. Dazu besteht meist kein Grund. Kaninchen, so wie wir Menschen auch, müssen manchmal nießen. Auch eine feuchte Nase ist nicht immer ein Alarmzeichen. Wir haben feuchte Nasen auch schon des öfteren im Zusammenhang mit extrem heißen Sommerwetter beobachtet. Treten jedoch häufiges Nießen und eine feuchte Nase zusammen auf oder ist der Ausfluss eitrig gelb, sollte man schnell einen Tierarzt konsultieren.
5. Ohrenentzündung (bei Widderkaninchen ein Thema)
Manche Tiermediziner stufen Widderzüchtungen generell als Qualzuchten ein, weil die Widderkaninchen überdurchschnittlich häufig von Ohrenentzündungen bedingt durch die unnatürliche Stellung der Ohren betroffen sein sollen. M. Reuschel (2018) schreibt zusammenfassend am Ende seiner Doktoratbeit: "Erkrankungen des Ohres kommen beim Kaninchen häufig vor und vor allem
Widderkaninchen gelten aufgrund ihrer Schlappohren als prädisponiert. Allerdings
fehlen bisher umfassende Untersuchungen, die Prävalenzunterschiede bei Stehohr-
und Widderkaninchen belegen. [...] Bei Widderkaninchen kamen alle von der Norm
abweichenden Befunde in der Computertomografie höchst signifikant häufiger vor als
bei Stehohrkaninchen. [...] Die vorliegende Arbeit konnte die in der Literatur beschriebene Prädisposition von
Widderkaninchen für Ohrerkrankungen belegen." Allerdings war das Durchschnittsalter der untersuchten Widderkaninchen bei Reuschel schon 4 Jahre und nur bereits krankheitsbedingt in der Klinik vorstellig gewordene Tiere wurden untersucht. Seine wissenschaftlichen Untersuchungen belegen also eindeutig, dass die Anatomie des Widderohrs Ohrenentzündungen eher begünstigen könnte. Dass sie tatsächlich haufiger an Ohrenentzündungen erkranken, ist bislang nicht nachgewiesen.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass unsere Tierärztin mich noch nicht der Tierquälerei bezichtigt hat und trotz ihrer Arbeit und Erfahrungen immer noch eine gewisse Begeisterung für unsere Zwergwidder zeigt.
Das Problem bei Ohrenentzündungen des Kaninchens ist eigentlich, dass sie erst in sehr fortgeschrittenem Stadium offensichtlich werden und demzufolge die Heilung langwierig und kräftezährend und teilweise unmöglich wird. Ich kann hier nicht aus persönlicher Erfahrung sprechen, muss mich aber als Züchter und Sie als mögliche Halter angesichts des scheinbar erhöhten Risikos für diese Krankheit informieren. Einige Tiermediziner schlagen für Widderkaninchen jährliche routinemäßige CT Untersuchungen (Kosten ab ca, 300 Euro) zur Abklärung der Ohrgesundheit vor. Wiederholte CT Untersuchungen allerdings weisen eine enorme Strahlenbelastung für die Tiere auf, wodurch es vermehrt zu Tumorwachstum kommen kann.
Unserer Meinung und Erfahrung nach gilt es hier genauso wie immer: zeigt Ihr Kaninchen leichte Veränderungen seines Verhaltens, sollten Sie aufmerksam werden: Hält es den Kopf leicht schief? Kratzt es sich häufig am Ohr? Schüttelt es oft den Kopf? Tränt das Auge ohne sichtbare Entzündung? Hat es plötzlich Probleme mit dem Gleichgewicht? Frisst es schlecht? Ist es aggressiv? Lässt es sich nicht am Kopf kraulen? Zieht es einen Mundwinkel hoch? Wirkt das Gesicht schief oder guckt es irgendwie verändert? Fühlen Sie verdickte Stellen am Kopf oder hat es tränende Augen und Nase? Eigentlich kann sich hinter jedem Symptom immer auch eine Ohrenentzündung verbergen und dafür sollten Sie und auch Ihr Tierarzt beim Widderkaninchen sensibilisiert sein. Schon deshalb ist es sinnvoll Ihr Kaninchen halbjährlich dem Tierarzt vorzustellen und die Ohren gründlich untersuchen zu lassen.
6. Trommelsucht (Tympanie)
Bei der Trommelsucht, auch Aufgasung oder Blähbauch genannt, handelt es sich um eine sehr häufig auftretende Unpässlichkeit des Heimkaninchens, die schnell erkannt und vom Tierarzt behandelt meist innerhalb weniger Stunden auch schon wieder abgeklungen ist. Es wird vermutet, dass durch ein Zuviel an Grünfutter auf einmal, durch Haarballen beim Fellwechsel oder durch Hefen im Darm dieser für das Kaninchen äußerst schmerzhafte Zustand der Aufgasung entsteht. Auch wir haben Erfahrung damit bei unseren erwachsenen Kaninchen, konnten bislang aber nie den Auslöser für die plötzlich auftretende stets sehr ernstzunehmende Darmkolik eines Gruppentieres finden.
Die Erkrankung zeigt sich eigentlich immer zuerst durch eine schmerzbedingte sehr deutliche Verhaltensänderung des Kaninchens. Es hockt dann abseits der Gruppe in einer Ecke und bleibt regungslos sitzen. Es reagiert auf keine Futterreize mehr, frisst nicht und zeigt auch keinerlei Scheu. Es wird gewissermaßen apathisch. Da Kaninchen aufgrund ihres Stopfmagens regelmäßig fressen müssen, bedeudet der Zustand der inneren Aufgasung und schmerzbedingten Verweigerung des Futters prinzipiell Lebensgefahr.
Dieser Notfall sollte schnell von einem Tierarzt durch die Gabe einer krampflösenden Injektion sowie durch die Gabe von Colosan gegen die Blähungen sowie appetitanregender und verdauungsfördernder Tropfen zum Beispiel von Rodi Care akut oder Rodi care Appetit behandelt werden. Danach reicht man dem Tier am besten getrocknete Kräuter und sobald es wieder selbstständig frisst, ist eigentlich auch alles schon wieder gut.
Besonders wenn die Köttel ihres Kaninchens infolge des Fellwechsels wie Kugeln an einer Kette hängen, sollten sie a) sehr aufmerksam ihr Kaninchen beobachten und ihm durch tägliches Bürsten beim Fellwechsel helfen und b) ggf. schon vorbeugend gegen mögliche Aufgasungen und Koliken Rodi Care Hairball verabreichen.